Waldbegehung: “Haben keine Sicherheit, was auf uns zukommt”

Lauda-Königshofen. Der Klimawandel setzt den Wäldern in Deutschland massiv zu. Trockenheit, Hitze und Stürme schwächen die Bäume und machen Borkenkäfer und Co. das Leben leicht. Der Grüne Ortsverband Lauda-Königshofen traf sich nun mit Revierleiter Uli Stier, um sich einen Überblick über den Zustand des Waldes im Stadtgebiet zu verschaffen und über Maßnahmen für einen möglichst klimastabilen Wald zu diskutieren.

Froh zeigte sich Stier über den vergleichsweise geringen Fichtenbestand in seinem Revier. Hier habe man bereits nach dem Hitzesommer 2003 umgeplant. Im Waldgebiet „Becksteiner Loch“ zeigte er den Zuhörern, unter denen auch einige am Thema interessierte Nichtmitglieder und Privatwaldbesitzer waren, ein Gebiet, dass noch vor 15 Jahren ein reiner Fichtenbestand gewesen sei. Diesen hätten sich Käfer und Stürme geholt, im Anschluss habe man u.a. Ahorn, Kirschen  sowie Schwarz- und Walnüsse angepflanzt.

„Wir haben keine Sicherheit, was kommt. Wir müssen die Risiken breit streuen, möglichst unterschiedliche Bestände haben“, machte Stier deutlich. Mit einem Eichenbestand von 30% hofft er, eine den gravierenden Klimaänderungen trotzen könnende Baumart in seinem Bestand zu haben. Deshalb setze man gezielt auf eine Naturverjüngung dieser Bestände. Bei der Besichtigung dreier Eichenbestände in unterschiedlichen Wachstumsphasen konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst von der damit verbundenen (Hand-)Arbeit überzeugen. Insgesamt plädierte Stier dafür, der Natur nicht zu viel reinzureden.

Auch die Douglasie als Hauptertragsholz spiele im Baummix eine wichtige Rolle. Ortsverbandsvorsitzende Christina Sack sprach Stier auf die Kritik von Naturschutzverbänden an der Pflanzung nichteinheimischer Baumarten an. Diese plädierten für Mischwälder aus heimischen Baumarten und wiesen auf die vielfältigen wechselseitigen Abhängigkeiten im Ökosystem hin. Fremde Baumarten könnten die bestehenden Netzwerke, z.B. zwischen Pilzen und Bäumen, zerstören und das System aus dem Gleichgewicht bringen. Auch die Bedeutung eines möglichst dichten Kronendaches, das den Waldboden vor Austrocknung schützt, wurde angesprochen.

Kontrovers diskutiert wurde auch die Nutzung von schweren Holzerntemaschinen, die den Boden verdichten und ihn so um seine wichtige Speicherfähigkeit bringen. Stier versicherte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass die Maschinen auf der kleinstmöglichen Fläche eingesetzt werden. Deutlich wurde jedoch auch, dass diese nur eine begrenzte Reichweite haben und so bei der Holzernte einige dieser breiten Rückegassen entstehen. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde der Einsatz von Rückepferden als ökologische Alternative angesprochen.

Kreisrätin Rosemarie Lux erkundigte sich, ob es Flächen gebe, die aus der Nutzung genommen, sich selbst überlassen sind. Stier wusste zu berichten, dass 5% des kommunalen Waldes als Waldrefugien ausgewiesen sind. Hierbei habe man versucht, in jedem der 17 Walddistrikte Lauda-Königshofens mindestens eine solche Fläche zu haben.

Revierleiter Stier machte den Teilnehmern auch deutlich, dass die Forstwirtschaft sich im Spannungsfeld zwischen Ökonomie, Ökologie und Naherholung bewege. „Die Gewinnorientierung ist nicht die erste Prämisse“, stellte Stier klar, dass es ihm nicht nur um die Holzproduktion gehe. „Ich bin für jeden Paradigmenwechsel zu haben. Wenn es irgendwann einmal heißt, wir müssen den Wald nur noch erhalten und nicht mehr wirtschaftlich nutzen, bin ich auch dabei“, so Stier, der abschließend dringende weltweite Veränderungen in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit anmahnte. ov

Bildunterschrift: Der Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen Lauda-Königshofen informierte sich bei einer Waldbegehung mit Revierleiter Ulrich Stier über die Folgen des Klimawandels für den kommunalen Wald.

Foto: Armin Hambrecht

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