Streuobstwiesen sind Hotspots der Biodiversität

Unterbalbach. Der Ortsverband Lauda-Königshofen lud vor Kurzem zu einer Streuobstwiesenwanderung in den Tauberwiesen bei Unterbalbach ein. Ortsverbandsvorsitzende Christina Sack freute sich mit Hermann Popp, Streuobstwiesenbesitzer und ehrenamtlich in vielen Bereichen der Streuobstpflege tätig, und Albrecht Schweyher, Biodiversitätsbeauftragter beim Landratsamt, zwei kompetente Referenten begrüßen zu dürfen.

Schweyher wies zu Beginn darauf hin, dass in Baden-Württemberg im Rahmen des Biodiversitätsstärkungsgesetzes ein Erhaltungsgebot für Streuobstbestände ab einer Größe von 1.500 m² gelte. „In Streuobstwiesen leben bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten“, machte Schweyher auf die große Bedeutung von Streuobstwiesen als Hotspots der Biodiversität aufmerksam.

Hermann Popp führte die Gruppe anschließend auf die erste von ihm gepflegte Fläche gegenüber des Unterbalbacher Sportplatzes. „In Baden-Württemberg gibt es noch auf ca. 89 000ha Streuobstwiesen“, wies Popp auf Baden-Württembergs bedeutende Rolle im Streuobstanbau hin, mit der das Bundesland sowohl in Deutschland als auch in Europa ganz vorne liegt. „Jedoch haben wir seit 1960 2/3 der Fläche verloren.“ Als Hauptursachen gelten die Ausdehnung der Siedlungs- und Verkehrsflächen und die Nutzungsaufgabe infolge der geringen Erlöse beim Verkauf des Obstes oder der daraus hergestellten Produkte.

Albrecht Schweyher sah die strengen Handelsvorgaben als das Hauptproblem bei der Vermarktung von Äpfeln an. Der Verbraucher wolle perfekte Produkte, deshalb seien sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Apfelanbau sehr viele Spritzungen notwendig. Die meisten davon erfolgten nur wegen der Oberfläche, z.B. gegen die Bildung von Schorf, der nur das Aussehen, aber nicht den Geschmacke des Apfels beeinflusse.

Oliver Rossmüller interessierte sich für die weiteren Funktionen der Streuobstwiesen im Ökosystem. Popp wies auf die vielfältigen Ökosystemleistungen der Streuobstwiesen hin, die vor Erosion schützten, die Luft säuberten und Co2 bänden.

Andreas Jouaux erkundigte sich nach Popps Erfahrungen mit späten Frösten, die oft die Ernte einbrechen lassen. Der Streuobstwiesenfachmann stellte heraus, dass hierbei eine große Vielfalt an Apfelsorten helfe, die zu verschiedenen Zeitpunkten im Jahr blühen und Früchte tragen. Früher hätten die Leute sehr darauf geachtet, die Apfelsorten so zu streuen, dass sie eine Ernte von Juni bis November einfahren können und ein später Nachtfrost damit nicht so schlimme Auswirkungen habe.

Auf der zweiten besuchten Streuobstwiese konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließlich von solch einer Vielfalt an Apfelbäumen selbst ein Bild machen. „Hier stehen Bäume aus neun Jahrhunderten und von drei verschiedenen Kontinenten – Asien, Amerika und Europa – präsentierte Popp abschließend einen wahren Schatz an besonderen Apfelsorten.

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