Der Ortsverband Lauda-Königshofen von Bündnis 90/Die Grünen besichtigte im November die Kläranlage der Stadt Lauda-Königshofen. Neben den technischen Abläufen in der Kläranlage interessierten sich die Ortsverbandsmitglieder vor allem für die Themen Mikroplastik, Energiegewinnung, die Folgen des Klimawandels und zukünftige Möglichkeiten zur CO2-Abscheidung.
Der Leiter der Kläranlage, Raphael Weckesser, empfing die grünen Mitglieder zu einem Rundgang über die Anlage. Zunächst standen die technischen Vorgänge zur Reinigung der Anlage im Vordergrund. Weckesser erläuterte, dass zum Reinigen der Abwässer mechanische, chemische und biologische Verfahren nacheinander in drei Reinigungsstufen eingesetzt würden. Nach der mechanischen Vorreinigung würden im Abwasser verbleibenden Verunreinigungen mit Hilfe von Mikroorganismen biologisch abgebaut. Die Anlage werde unter hohem Energieeinsatz nach dem Belebtschlammverfahren betrieben. Im Belebungsbecken würden die Abwasserinhaltsstoffe des frischen Abwassers unter Zuführung von Sauerstoff abgebaut. Im Nachklärbecken werde anschließend der zuvor zum Abbauen zugesetzte Belebtschlamm abgetrennt. Der größere Teil des Schlammes werde in das Belebungsbecken zurückgeführt, der Überschuss dem Faulturm zugeführt, so der Abwasserexperte.
Im Faulturm entstehe ein methan- und kohlendioxidhaltiges brennbares Faulgas, das zwei Blockheizkraftwerken zur Strom und Wärmeerzeugung zugeführt werde. Dadurch könne rund ein Viertel des Strombedarfs des Klärwerks gedeckt werden, so Weckesser. Der Strombedarf der Kläranlage liege bei 2000kWh pro Tag. Der im Faulturm entstehende Klärschlamm werde –wie der gesamte im Landkreis anfallende Klärschlamm- in einem Zementwerk als Brennstoff verwertet. Klärschlamm habe ähnliche Eigenschaften wie Braunkohle, so Weckesser weiter. Nach der Nachklärung fließe das gereinigte Wasser in die Tauber.
Rosemarie Lux wollte im Anschluss an die Ausführungen Weckessers wissen, wie es um die Reinigung des Abwassers von Mikroplastik und die Installation einer vierten Reinigungsstufe, mit der z.B. Arzneimittelrückstände und Pestizide aus dem Abwasser entfernt werden können, stehe. Weckesser wies darauf hin, dass diese vierte Reinigungsstufe in der Lauda-Königshöfer Kläranlage noch nicht gesetzlich vorgeschrieben sei. Die hiesige Kläranlage könne Mikroplastik zu 70% zurückhalten, 30% flössen in die Tauber, so der Kläranlagenleiter.
Sylvia Hambrecht wollte wissen, wie sich der Klimawandel auf den Betrieb der Kläranlage auswirkt. Das Kanalnetz und das Regenentlastungssystem müssten wohl aufgrund veränderter Niederschlagshäufigkeit und Stärke in Zukunft angepasst werden. Zudem würden geringe Niederschläge über längere Zeit zu Problemen wie Verstopfung und Geruchsbelästigung im Kanalsystem führen. Für die Kläranlage an sich seien geringere Niederschlagsmengen von Vorteil, da der Energieaufwand zur Behandlung der Abwässer sinke, so Weckesser.
Armin Hambrecht wies abschließend daraufhin, dass Kläranlagen unter optimalen Bedingungen mit Energiegewinnung zu betreiben seien. Nach Schätzungen sei die chemische Energie im Abwasser etwa neunmal so hoch wie die für den Klärvorgang notwendige Energie. Auch wies er darauf hin, dass Kläranlagen Emittenten von Treibhausgasen, die im Klärprozess anfallen, sind. Problematisch seien vor allem Methan- und Lachgasemissionen, Emissionen aus Kläranlagen seien für etwa 5 % der globalen Nicht-CO2-Emissionen verantwortlich. Kläranlagen gelten jedoch aufgrund des Anfalls großer Mengen von kohlenstoffhaltigem Abwasser als vielversprechende Standorte für die Installation von Kohlendioxidabscheideanlagen für die Endlagerung oder die industrielle Weiternutzung von CO2. Auf diese Weise könnte anfallendes Kohlendioxid entweder dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden oder als industrieller Rohstoff für diverse Anwendungen genutzt werden.
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