Über Herausforderungen und Chancen im Biolandbau informierte sich der Ortsverband Lauda-Königshofen von Bündnis 90/Die Grünen vor Kurzem bei einer Besichtigung auf dem Biolandhof der Familie Stolzenberger in Oesfeld. Michael Stolzenberger berichtete den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von der Geschichte des Hofes. 2010 habe er den zuvor im Nebenerwerb betriebenen Hof von seinen Eltern übernommen und auf Biolandwirtschaft umgestellt. „Gerade einem kleinen Betrieb bietet der Bioanbau mehr Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Es kann eine höhere Wertschöpfung mit kleineren Flächen erzielt werden,“ machte Stoltenberg deutlich. Der Biolandhof, den er zusammen mit seiner Frau betreibt, habe mittlerweile eine Fläche von 160ha, wovon 25ha im Main-Tauber-Kreis, in Neubach und Königshofen, lägen. Angefangen habe man mit Kürbis und Erdbeeranbau und der Idee, die Produkte direkt in der Gegend zu vermarkten. Der Zeit/Nutzen aufwand sei jedoch zu hoch gewesen. Auch die Vermarktung über größere Lebensmittelketten habe sich nicht bewährt. „Uns wurde hier viel versprochen, aber wenig gehalten“ zeigte sich Stolzenberger enttäuscht über das erlebte Vorgehen.
Mittlerweile bildeten im Bereich Erdbeeren drei Selbstbefruchtender den Schwerpunkt des Vertriebs. Beim Anbau von Hokkaido-Kürbis und Speisezwiebeln fungiere man vor allem als Rohstofflieferant. Zudem baue man noch Industriemöhren an.
Besonders schwierig gestalte sich in den letzten Jahren der Kartoffelanbau, so Stoltenberg. Hier richte die durch eine Arkadenartig übertragene Pflanzenkrankheit Stolzenberger großen Schaden an. Albrecht Schweicher, Biodiversitätsstrategie im Landratsamt Main-Tauber-Kreis, der auf Einladung des Ortsverbands die Besichtigung begleitete, bestätigte die verheerende Wirkung der Schildglasflügelzikade. Diese sei ein Profiteur des Klimawandels und breite sich in immer nördlichere Gebiete aus. In Baden-Württemberg verursacht die Zikade in diesem Jahr im Kartoffel- und Gemüseanbau Schäden in Millionenhöhe.
Stolzenberger beklagte eine zunehmendes Anspruchsdenken auch im Bioanbau. Kundinnen und Kunden forderten eine perfekte Optik der Produkte. „Im Bereich Möhren müssen wir 40% aussortieren. Diese können nur in der Saft- und Tierfutterherstellung verwendet werden. Zudem ist die Erlössituation im Biovertrieb gerade nicht die beste“ wies Stolzenberger auf eine weiteres Problem hin. „Überleben werden in Zukunft vor allem hochspezialisierte Betriebe.“
Solch eine spezialisiertes Standbein versucht der Biohof Stolzenberger sich gerade mit dem Anbau von Arnikaextrakten für die Kosmetikindustrie aufzubauen. Momentan habe man eine Versuchsfläche von 2,4ha, in vier bis fünf Jahren wolle man hier im Vollertrag angekommen sein. Bisher seien die Kontakte mit der belieferten Firma sehr gut, man begegne sich auf Augenhöhe, gab sich Stolzenberger abschließend optimistisch.
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