Humusaufbau als aktiver Klimaschutz

Lauda-Königshofen/Creglingen. Reinhold Schneider ist Biolandwirt aus Überzeugung. Seit 1986 bewirtschaftet er seinen Kräuter- Obst- und Rosenhof in Creglingen nach Demeter-Richtlinien. Der Grüne Ortsverband Lauda-Königshofen war nun zu einer Besichtigung der Rosenfelder zu Gast im oberen Taubertal.

Reinhold Schneider nennt 1500 Rosenstöcke sein eigen, deren Blüten in der vierwöchigen Erntezeit eingesammelt und in der hauseigenen Destillerie weiterverarbeitet werden. Bis zu 70kg Ertrag an einem Tag sind möglich. An einem 10-jährigen Strauch können bis zu 3000 Blüten geerntet werden. Neben den Rosenstöcken baut der Biolandwirt auch noch Quitten- und Apfelbäume sowie Heilkräuter auf einer Fläche von insgesamt gut 5ha an.

„Man muss sich schon höllisch plagen, um sein Einkommen zu sichern“, berichtete Schneider den grünen Mitgliedern sowie weiteren am Thema interessierten Bürgerinnen und Bürgern von den Mühsalen seiner Arbeit. Schneider baut Wildrosen als Kosmetikrohstoff sowie Öl- und Duftrosen für Heilelixiere und lukullische Produkte an. „Alle modernen Rosen haben an den Blütenknospen in diesem Jahr erhebliche Frostschäden“, erklärte Schneider seinen Zuhörerinnen und Zuhörern. Die historischen Rosen, auf die Schneider überwiegend setzt, hätten dagegen keine Probleme gehabt.

Der Rosenexperte hatte für die teilnehmenden Rosenliebhaberinnen und –liebhaber zahlreiche Pflegetipps parat. „Wenn sich ein Pilz erst einmal auf den Rosen befindet, ist es zu spät. Das entscheidende ist die Pflanzenstärkung“, so Schneider. Kein Fast Food (konventioneller Dünger) sondern biologischer Dünger, ein gut ernährter Boden durch die Förderung von Bodenlebewesen (z.B. durch Mist, Malzdünger oder Hornspäne) sowie das Ausbringen von pflanzenbasiertem Kompost hießen seine grundlegenden Empfehlungen. Desweiteren könnten Rosen gut mit Gras zusammenleben. Beim Gießen empfahl der Fachmann lieber auf einmal viel zu gießen (50-100l/Strauch) und dann 3-4 Wochen gar nicht zu gießen. Dies verbrauche im Endeffekt weniger Wasser als häufiger kleine Mengen zu gießen.

„Ich habe bereits seit 10 Jahren keine Schädlingsbekämpfung mehr betrieben“, berichtete Schneider. Gelungen ist dies, weil Schneider sich auf seinen Feldern sein eigenes funktionierendes Ökosystem erschaffen hat. So hat er z.B. Blumen gepflanzt, die den Nützlingen Schwebfliege und Zehrwespe Nahrung bieten. Ohrenzwicker helfen ihm zuverlässig bei der Läusebekämpfung, Vogelbrutpaare in eigens dafür ausgebrachten Kästen verspeisen pro Brutpaar 6-8kg Läuse.

„Im warmen Jahr 2013 wurde mir klar, dass ich den Humusgehalt meines Bodens erhöhen muss“ erklärte Schneider weiter, der seit 2018 als „Demeter-Bodenpraktiker“ zertifiziert ist. Angefangen habe er mit 2% Humusgehalt, mittlerweile sei dieser auf 8% gestiegen. Bei Regen hält der Boden das Wasser nun viel besser fest.“ Mit dem Humusaufbau betreibt Schneider aktiven Klimaschutz. In der Erde ist viel mehr C02 gebunden als in der Atmosphäre. Dieses darf nicht freigesetzt werden, ansonsten bringen alle Klimaschutzbemühungen nichts. Leider geschieht genau dies aktuell. Die Landwirtschaft ist hier sowohl Verursacher als auch Leidtragende. Eine Lösung liegt im Humusaufbau, wie ihn Reinhold Schneider betreibt. Durch das Einbringen von Pflanzenresten und organischem Dünger oder Pflanzenkohle kann der Boden als riesiges CO2-Reservoir Emissionen nicht nur reduzieren, sondern sogar für negative Emissionen sorgen.

„Ich betreibe ein System, das sich selbst erhält“, erklärte Reinhold Schneider abschließend seinen Gästen, die viele Anregungen zur Rosenpflege sowie zu einer nachhaltig betriebenen Landwirtschaft mit nach Hause nahmen.

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