Lauda-Königshofen. Der Ortsverband Lauda-Königshofen von Bündnis 90/Die Grünen lud vor Kurzem zu einem Vortrag über insektenfreundliche Naturgärten ein. Im gut besuchten Gerlachsheimer Josefsaal zeigte Kerstin Lüchow, Gartenbauingenieurin und langjährige Naturgärtnerin, dem interessierten Publikum Grundlagen, Herangehensweisen und Beispiele für die Anlage von Naturgärten auf.
Zu Beginn machte die Referentin auf den dramatischen Verlust an Artenvielfalt, der weltweit und damit auch direkt bei uns vor der Haustür seit einigen Jahrzehnten stattfindet, aufmerksam. Wissenschaftler sprächen hierbei schon vom 5. großen Massenaussterben, machte Lüchow deutlich. Welche gravierenden Folgen dieser große Verlust an Biodiversität für uns alle habe, sei dagegen zu wenig erforscht.
Im Anschluss bot die Referentin den Zuhörenden anhand zahlreicher Beispiele einen Einblick in die faszinierende Welt der Insekten, ihre Bedeutung für Mensch und Natur sowie Grundlagen und Voraussetzungen für ihr (Über-) Leben. So gebe es z.B. über 560 Wildbienenarten in Deutschland, die an heimische Wildblumen angepasst und zum Teil sogar stark auf einzelne Pflanzenarten angewiesen seien, wie beispielsweise die Hahnenfuß-Scherenbiene oder die Natternkopf-Mauerbiene.
Als wichtigsten Punkt bei der Anlage eines Naturgartens stellte Lüchow deswegen auch die Aussaat und das Einpflanzen heimischer Wildblumenarten in den Vordergrund. Die heimische Insektenwelt habe sich über Jahrtausende an diese Blumenarten angepasst und könne oft nur über diese ihre Nahrung beziehen. Insekten nützten Wildpflanzen auch als Nist-, Schlaf- und Überwinterungsplatz, sammelten Blätter und Pflanzenhaare als Nestbaumaterial oder paarten sich auf den Pflanzen.
In herkömmlichen Gartencentern könne man heimische Wildpflanzen leider nicht beziehen. Die dort erwerbbaren Blumen seien zwar meist schön anzusehen, doch für die Insektenwelt meistens ohne Nutzen, hob Kerstin Lüchow hervor, da sie durch Züchtung ihren ökologischen Wert verlören. Deshalb sei es so wichtig, Wildpflanzen von spezialisierten Gärtnereien zu beziehen. Man könne sie übers Internet bestellen oder auch dort abholen.
Desweiteren ging Lüchow auf die weiteren Merkmale eines Naturgartens ein. Pflanzenschutz sei im Naturgarten tabu, das System regle sich mit Pflanzenfressern und Räubern selbst. Versieglung werde möglichst klein gehalten oder ganz vermieden. Als Baustoffe würden regionale Naturmaterialien und wiederverwendbare gebrauchte Stoffe verwendet. Die Bodenverbesserung erfolge im naturnahen Gemüsegarten über gütegesicherten Grünkompost. Wichtig sei auch die richtige Pflanzenauswahl für verschiedene Standorte im Garten, um die Artenvielfalt für viele Jahre zu sichern, so Lüchow.
Für mehr Informationen rund um das Thema Naturgarten verwies Lüchow abschließend auf die Homepage des Naturgarten e.V. unter www.naturgarten.org. Dort könne auch gute Literatur zum Thema erworben werden.
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